Der Begin der Drogensucht (Kapitel 9)
Bereits nach dem ersten Geschäftsjahr (1964) war ich in der Lage einen neuen Firmenwagen zu kaufen. An einem Freitag wählte ich aus vielen
verschiedenen Autos einen modernen amerikanischen Jeep, einen "Harvester International Scout" aus. Es war buchstäblich eine moderne
amerikanische starke Blechkiste. Dieser Wagen war „niegel- nagel-neu“. Am darauffolgenden Tag übergab ich diesen teuren Amerikaner meinen
Arbeitern. Ich hatte die Möglichkeit die Haftpflichtversicherung noch am Samstag abzuschließen, die Vollkasko – Versicherung konnte ich jedoch
nicht mehr unter Dach bringen, da die Versicherungsbüros bereits geschlossen waren. So übergab ich den Jeep zu diesen Konditionen an die
Mitarbeiter. Am darauffolgenden Montag musste ich für einen Spezialkurs in Kloten in die Armee einrücken. Aufgrund meiner persönlichen Anfrage
und der Unterstützung des EVU sollte ich einen 5 wöchigen Umschulungskurs von Infanterie auf Radiotelefonie absolvieren. In der Infanterie hatte
ich nur eine kurze Zeit in der Rekrutenschule als als angehender Füsiliersoldat (Schweizerdeutsch: Fußsoldat) verbracht. Meine Angestellten brachten
mich auf die Armee-Basis in Kloten in der Nähe von Zürich. Diese hatten an diesem Tag in derselben Stadt zu arbeiten. Bereits um 8.00 Uhr morgens
lieferten sie mich auf dem Armeeplatz in Zürich/ Kloten ab.
Ungefähr gegen 11 Uhr vormittags standen wir Soldaten zwecks der Einteilung immer noch in Reih und Glied auf dem Kasernenplatz. Da kamen
meine zwei Arbeiter mit einem Unteroffizier zu mir. Sie teilten mir mit, dass diese mein Auto soeben zu Schrott gefahren hatten, weil sie ein Stopp-
Schild übersehen hätten und zusätzlich noch von Links kamen. 22.000 Schweizer Franken waren plötzlich Schrott auf der Straße. Was anschließend
passierte kann ich nur aus dem wiedergeben, was man mir erzählt hat. Ich bin ohnmächtig geworden und auf der Stelle senkrecht bewusstlos
zusammen gebrochen. Als ich erwachte, fand ich mich im Militär-Krankenhaus wieder. Ich begann laut zu schreien und zu weinen, nachdem ich
realisierte was passiert war. Ein Arzt, der mich hörte sandte einen Krankenpfleger um mir eine Spritze in das Hinterteil zu schiessen. Das verabreichte
Mittel stellte mich schnell ruhig. Später gab man mir Tabletten, welche demselben Zweck dienten. Ich war mir nicht bewusst was für Tabletten ich da
erhielt. Erst im Nachhinein entdeckte ich, dass es Valium war. Diese bekam ich nun, damit ich den Umschulungskurs machen konnte. Während den
nun folgenden Jahren war ich nur noch der ‚Hin- und Herschwankende’. Dieser Ausdruck ist zwar übertrieben. Wenn ich in dieser Zeit in meinem
Mercedes von Zürich nach St.Moritz unterwegs war und mit 220 km/h die Autobahn entlang von Walenstadt nach Chur fuhr, bekamen andere Fahrer
Angst und landeten in den Wiesen neben der Autobahn. Das störte mich nicht. Alles war mir einfach egal.
Angefangen hatte das alles mit der besagten Spritze und den darauffolgenden Tabletten gleicher Dosis. Diese lag bei 5mg pro Tag. Innerhalb der
folgenden 7 Jahre steigerte sich der Konsum auf täglich bis zu 80mg. Das hatte unter anderem auch den Grund, dass ich ohne das Valium nicht mehr
einschlafen konnte. Ich kam ohne diese Droge nicht mehr aus. Trotz all dem schaffte ich noch Großes.