Die Lehrzeit nach dem Militärdienst (Kapitel 5)
Als ich soweit genesen war, erlaubte mir mein Vormund eine Lehrstelle zu suchen, um die angefangene Lehre fortzusetzen. In Dübendorf bei
Zürich fand ich dann einen Lehrplatz bei Küderli – Flor, respektive Walter Küderli & Co. Ich wohnte dann in Wallisellen bei einem alten Ehepaar.
Die hatten zwei Töchter und ein Sohn, die jüngste Tochter,Ruth war Minimum 12 Jahre älter als ich. Etliche Personen hatten schon die Hoffnung,
dass ich mich in die jüngere Tochter verlieben würde aber daraus wurde nichts. Der Sohn arbeitete im Flughafen Zürich in Kloten als Betriebs –
Elektriker. Das war für mich etwas Wunderbares. Mit ihm durfte ich auf dem Flugplatz in jedes Gebäude, ja, ich war sogar bei den Fluglotsen im
dunklen Raum, durfte auf den Turm, durfte aber kein Wort sprechen. Es war ganz wichtig, dass ich diese Männer absolut nicht ablenkte. Über eine
Stunde konnte ich zusehen, wie diese Männer die grossen Maschinen anwiesen, wo sie durchrollen müssen. Dann ging es auf die Landepiste, die
Richtung Bülach liegt. Auch im Auto konnten wir die Funkverbindungen zwischen den Flugzeugen und dem Turm zuhören. Ich war begeistert und
hoffte, selber einmal fliegen zu können. Wenn ich an Sonntagen nicht für den Beruf lernen musste, war ich auf dem Flugplatz. Meine Lehrstelle
war ja genau dort, wo die Militärflieger waren.
Da mir der Arbeitsweg von Wallisellen zu lang war, zog ich nach Dübendorf. Ein Zimmer fand ich an der Verbindungsstrasse: Wallisellen nach
Dübendorf bei einer italienischen Familie, die im Baugeschäft Bonomo arbeiteten. Die Frau dieses Mannes verstand es, mich mit einer echten
Ministrone zu verwöhnen.
Ich muss zugeben, ich schaute während der Arbeit oft, zu oft zum Himmel. Im Gärtnerberuf ist es üblich, dass ein Lehrling ein Tagebuch führen
muss. So hat er später in seinem Beruf immer die Möglichkeit zurück zu blicken und Erfahrungen mit der Gegenwart zu vergleichen. Mein
Tagebuch wurde auch von meinen Lehrern kontrolliert und für gut bis Sehr gut befunden. Aber der Herr Walter Küderli von Küderli Flor hat mir
schräg über die Seiten „falsch“ oder „miserabel,“ aber auch „Blödsinn“ und andere negative Worte hinein geschrieben. Von den
Gewerbeschullehrern habe ich aber nur positives über mein Tagebuch gehört.
In dieser Zeit, wo ich auch die 17 jährige Marta Wintsch kennen lernte, probierte ich in der Aufzuchtanlage für Beerenstauden der
Konkurrenzfirma von Küderli – Flor auf deren Feld eine einzige Brombeere, nicht zwei sondern wirklich nur eine einzige. Folge: ich wurde von
der Kantonspolizei in Dübendorf verhaftet. Ob das wohl der Konkurenz der Küderli – Flor geschadet hat? Auf alle Fälle erinnerte es mich, dass ich
unehelich geboren wurde und ich somit kriminell veranlagt sei.
In dieser Zeit, wo ich auch die 17 jährige Marta Wintsch kennen lernte, probierte ich in der Aufzuchtanlage für Beerenstauden der
Konkurrenzfirma von Küderli – Flor auf deren Feld eine einzige Brombeere, nicht zwei sondern wirklich nur eine einzige. Folge: ich wurde von
der Kantonspolizei in Dübendorf verhaftet. Ob das wohl der Konkurenz der Küderli – Flor geschadet hat? Auf alle Fälle erinnerte es mich, dass ich
unehelich geboren wurde und ich somit kriminell veranlagt sei.
Nach ungefähr 9 Monaten ging ich zum Lehrlingsamt des Kantons Zürich und meldete dort, dass ich genug von der Gärtnerlehre habe und zeigte
Ihnen mein Tagebuch. Das machte diesen Herren wenig Eindruck, sie verlangten dass ich sofort zur Lehrstelle zurück gehe und weiter mache,
ansonsten sie es dem Vormund melden würden, was sie sowieso getan haben. Ich harrte noch aus, als ich aber mehrere Mals den
Betreibungsbeamten im Betrieb sah, wie er aufschrieb, meldete ich mich nochmals bei den abweisenden Herren und sagte: „diese Firma Küderli
Flor geht in Kürze bankrott“. Das war für diese Herren zu viel, wenn ich aber das gleiche gesagt hätte, was diese zu mir sagten, hätte man mich
arrogant und frech tituliert. Sie haben dann trotzdem in meiner Anwesenheit dem Betreibungsamt Dübendorf telefoniert und meine Aussage wurde
bestätigt. Jetzt wurde ich sogar gebeten, eine neue Stelle zu suchen aber für die schönen Tiernamen und anderen absurden Ausdrücken hörte ich nie
eine Entschuldigung. Gelernt habe ich bei dieser Firma +-0, denn hier war ich nur ein billiger Arbeiter, der die von Holland gelieferte Ware
„einschlagen“ musste, das heisst, provisorisch für kurze Zeit ins Erdreich eingraben musste. Zudem habe ich Waren bereitgestellt, die dem
zugehörigen Blumenladen am Helvetiaplatz in Zürich geliefert wurden. Austopfen war der grosse Schlager für mich, bis ich einen Bambus – Split
durch die rechte Hand hatte und oben noch die Haut aufhob. Ich konnte wohl das lange Stück herausziehen, aber den abgebrochenen Teil musste
ein Arzt in Dübendorf entfernen. Ich habe dann etwas davon verstanden, wenn ich hörte, dass JESUS Nägel durch die Hände hatte.
Diese fand dann angeblich die Vormundschaft in Zürich, dabei ging ich selber auf die Suche. Es war die Gärtnerei Fritz Schröter in Zürich, die
dann aber mit allem nach Uitikon am Albis umzog. So kam ich dann in die grösste Gärtnerei in der Stadt Zürich und somit auch wieder unter die
Amtsvormundschaft der Stadt Zürich. Interessant ist es aber, dass in keinem Gesprächs – Protokoll oder in einem Brief von Behörde zu Behörde zu
lesen ist, dass die Firma Walter Küderli, resp. Küderli – Flor im Oktober 1959 in Konkurs ging und ich wirklich eine neue Lehrstelle suchen
musste. Es heisst immer nur, dass ich der Übeltäter war.Gelernt habe ich nur bei den Herren Künzler und Ellenberger in Brüttisellen im offenen
Gefängnis, sowie bei Herr Morgenegg in der Gärtnerei in Zürich.
Wenn ich jetzt nach 50 Jahren diese Akten lese, dann bin ich der arroganteste, kriminellste, ungehorsamste, immer noch der schwerst erziehbare
René. Ich bekam sogar Tiernamen wie Esel und andere. Ich durfte nur 2 Unterhosen, 2 Unterleibchen, 1 Pyjama, 1 Hemd für den Arbeitstag aber
kein Hemd für den Sonntag, 1 Paar Militärschuhe, keine Halbschuhe, nur einen Anzug, nur kaputte Socken, kein Arbeitskleid, keine Gärtner -
Fachliteratur haben. Ich wurde behandelt wie der letzte Dreck. Ich durfte nichts, einfach gar nichts Schönes haben. Und zu jener Zeit wohnte ich
dann bei einer Familie Rölli in Zürich – Seebach. Diese Familie hatte es aber nur auf das Kost und Logie – Geld abgesehen, sowie Hoffnung
gehegt, dass ich der Mann von einer übergrossen und dicken Tochter werde. Nach sehr kurzer Zeit war ich wieder weg. Und das geschah jetzt alles
unter der Kontrolle der Amtsvormundschaft der Stadt Zürich. Trost und Motivation suchte ich dann alleine in der Bibel.
Zu jenem Zeitpunkt wohnte ich dann bei meiner Mutter, die ich absolut korrupt fand. In jeder Situation zog sie immer meinen Bruder vor. Nach
ihrer Einstellung machte er nie Fehler. Ich musste mich zusammen schlagen lassen, ich hatte nicht das Recht mich zu wehren. Das stand sogar in
den Akten. Und den „Saustall“ hat sie von Teufen im Appenzeller – Land nach Zürich mitgenommen. Interessant ist, es wird in den Akten
behauptet, ich sei an Weihnachten 1958 im Engadin gewesen. Ich weiss aber, dass ich nie im Engadin war, bevor ich ein eigenes Geschäft hatte.
Es ist Februar 1959. Wenn mein Bruder und ich Streit hatten, wollte er sich an mir immer nach meiner Ansicht homosexuell vergreifen. Deshalb
gab es oft Streit zwischen meiner Mutter und Rolf gegen mich. Schon dazumal warf ich meiner Mutter vor, dass sie einen Schwulen unterstützt.
Jetzt nach 50 Jahre kann ich lesen, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Ich behaupte sogar, dass er mit Fredy Quinn und anderen männlichen
Berühmtheiten zusammen im Bett war, und weil er von solchen Berühmtheiten schwärmte. Auffallend ist in den Akten, dass mein Bruder immer
Geld hatte, ich aber für jeden Rappen (1 Schweizerfranken ist 100 Rappen) kämpfen musste.
In jener Zeit wurde ich ein frommer Mitläufer in einer freien christlichen Gemeinde namens GFU. In dieser Gemeinde lernte ich ein 15 jähriges
Mädchen kennen, dessen Mutter noch das grössere Schwein als meine Mutter war. Als Ihre Mutter abwesend war, half ich ihr auf reine, saubere
Art ihr Zimmer aufräumen und das ohne ein zu Nahe kommen, ohne „zufällige“ Berührung. In ihrem Kleiderschrank standen einige Aluminium -
Kochtöpfe mit verfaulten mit Grünspan überzogenen Esswaren. Es wird behauptet, dass ich mit diesem Mädchen in Lörrach gewesen sei. Das
stimmt allerdings, aber mit sauberen und reinen Gedanken besuchten wir mit der Bewilligung der Mutter dort zwei Tage die Missionsstation Janz -
Team, damit diesem Mädchen seelsorgerlich geholfen werde. Daraus wurde aber aus Zeitmangel nichts. Als wir zurück kamen, wurden die
Essresten wieder im Kleiderschrank dieses Mädchens aufbewahrt. Das 15 jährige Mädchen hatte grausame Angst, mit jemandem darüber zu
sprechen und wählte dann den Freitod, was ihr aber nicht gelungen ist. Der Amtsvormund in der Stadt Zürich, der für mich zuständig war, war dies
auch für die Mutter dieses 15 jährigen Töchterlein. Wäre sie zu diesem Mann aufs Büro gegangen, wäre sie von der Sekretärin nach Hause
geschickt worden. Alle Menschen, die im Gebäude Selnaustrasse 19 regisriert waren, waren nur Nummern. In den Akten kam dann sehr deutlich
zum Vorschein, dass ich der schuldige war, dass sie den Freitod wählte. Schuldig war aber die Amtsvormundschaft der Stadt Zürich, deren
Mitarbeiter glauben, dass sie von den Büros aus alle Mündel unter Kontrolle hätten.
Im Frühling 1959 konnte ich dank der Hilfe des Obergärtners, Herr Morgenegg der Gärtnerei Schröter die Lehrabschlussprüfung machen. Jetzt
hatte ich aber genug von Gärtner und Gärtnerei.